Der Rabenmann by Dean R. Koontz

Der Rabenmann by Dean R. Koontz

Autor:Dean R. Koontz [Koontz, Dean R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Horror, Fiction, Thriller
ISBN: 9783641070588
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2011-12-11T23:00:00+00:00


33

Obwohl er nichts tun konnte, um die gefährdete Familie zu identifizieren und zu beschützen, wusste John Calvino, dass er keinen Schlaf finden würde. Seine Hilflosigkeit hielt ihn wach. Er saß in der Bibliothek und versuchte, sich im neuesten Buch eines seiner Lieblingsautoren zu verlieren, doch seine Gedanken ließen sich nicht ablenken. Er las Seite für Seite, Kapitel um Kapitel, aber die Handlung wurde nie so lebendig wie die Erinnerung an das, was Alton Turner Blackwood den Sollenburgs angetan hatte. Deren Ermordung würde sich in dieser Nacht womöglich wiederholen.

Um halb zwölf legte er das Buch beiseite und rief beim Bereitschaftsdienst seines Dezernats an, um sich zu erkundigen, ob während des Abends ein ungewöhnlicher Mordfall gemeldet worden war. So etwas tat er nur selten, aber ganz ungewöhnlich war der Anruf für ihn trotzdem nicht. Nur seine Nervosität, nicht seine Intuition, brachte ihn dazu, zum Hörer zu greifen.

Der dreiunddreißigste Tag begann erst in dreißig Minuten, doch Blackwoods zwei Jahrzehnte zurückliegende Verbrechen überbrückten die mitternächtliche Stunde. Auch wenn der Mörder sich aus Gründen, die nur ihm bekannt waren, normalerweise an einen bestimmten zeitlichen Abstand hielt, wartete er nicht immer, bis der magische Tag anbrach. Seine Gier, sein Verlangen, sein Hunger nach Gewalt trieben ihn manchmal dazu, ein wenig früher anzufangen. Was das Ende der jeweiligen Untat anging, hielt er sich jedoch immer an den ihm heiligen Kalender.

Als John von seinem Kollegen von den Schüssen erfuhr, die einige Stunden vorher im Haus der Woburns gefallen waren, wusste er sofort, dass dies das erwartete Verbrechen sein konnte, ja, sein musste, selbst wenn aus Sicht des Mörders offenbar etwas schiefgelaufen war. Die Sollenburgs und die Woburns waren vierköpfige Familien; in beiden Fällen war zuerst auf die Eltern geschossen worden; außerdem hatten die Woburns einen Sohn und eine Tochter, genau wie die Sollenburgs.

Er schaltete die Lampen der Bibliothek aus und hastete nach oben, um Nicky zu sagen, er müsse sich um einen Fall kümmern, was keine Lüge war, wenngleich es sich nicht um die ganze Wahrheit handelte. Für diesen Fall war zwar nicht er zuständig, aber, wie er am Telefon erfahren hatte, Lionel. Und John hatte ein berechtigtes – wenn auch persönliches – Interesse daran. Inzwischen war gerade mal gut die Hälfte seines dreißigtägigen Urlaubs vergangen, über den er Nicky ebenfalls weder die Wahrheit noch eine Lüge erzählt hatte.

In ihrem Atelier war es dunkel, und als John sie fand, lag sie im Licht ihrer Nachttischlampe fest schlafend in ihrem gemeinsamen Bett. Auf dem Nachttisch stand ein leeres Schnapsglas neben einer Gesamtausgabe der Gedichte von T. S. Eliot, in der sie oft las.

Als er ihren Namen flüsterte, rührte sie sich nicht. Er schrieb eine Nachricht auf einen Zettel, den er in das leere Glas steckte.

Im Schlaf sah Nicolette so unschuldig wie ein Kind aus, und wenn die einzigen Verfehlungen, die zählten, nur jene waren, die absichtlich begangen wurden, dann war sie vielleicht tatsächlich so schuldlos wie die Kinder, die sie zur Welt gebracht hatte.

Als John eine halbe Stunde nach Mitternacht das Besucherzimmer der Intensivstation im St. Joseph’s Hospital betrat,



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